Prof. Dr. N. Urban †
Welch ein Gegensatz: Im Jahr 1967 ernannte der AVDK zwei Freunde des Brauchtums zu Ehrensenatoren, den Schauspieler und Maler Jupp Hussels und den Chefarzt der Kinderklinik der Städtischen Kliniken Neuss – besser bekannt unter Lucas-Krankenhaus -, Prof. Dr. N. Urban. Er war der erste Chefarzt der 1965 neu erbauten Kinderklinik, und wenn es auch nur noch wenige Kollegen gibt, die ihn persönlich erlebt haben, in der Chronik des Krankenhauses hat seine Arbeit einen hohen Stellenwert.
Wen wundert es, dass der AVDK stolz war, als Prof. Urban 1967 die ihm angetragene Auszeichnung mit herzlichem Dank annahm. Norbert Urban wurde am 22.April 1914 in Bielschowitz in Oberschlesien geboren und war zu dem Zeitpunkt mit 53 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Er verstarb an Fronleichnam, am 3. Juni dieses Jahres im begnadeten Alter von 96 Jahren. Von seinem Großneffen, Herrn J.M. Fischer haben wir für unser Archiv einige – für uns – sehr wertvolle Unterlagen und Orden aus dieser Zeit erhalten. Dabei war auch die Dankesrede zur Verleihung der Mitgliedschaft als Ehrensenator. Sie ist nicht nur ein Zeitzeugnis, sondern so witzig und aktuell, dass wir sie Ihnen, liebe Freunde des AVDK, nicht vorenthalten können:
„Hohes Prinzenpaar, verehrter Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen, liebe Narren, liebe Freunde des Karnevals!
Für die hohe Auszeichnung und die neue Würde, die ich soeben erhalten habe, möchte ich hiermit meinen herzlichen Dank zum Ausdruck bringen. Gestatten Sie mir noch einige Zusatzbemerkungen!
Das uns hier alle gemeinsam umschließende Band ist der Frohsinn, die Heiter- keit und die Freude, die – zusammengebraut – ein ebenso notwendiges wie angenehmes Lebenselixier darstellen, ein Elixier, das schon so manche hohen Geister unserer Dichtkunst und Musik immer wieder zu bleibenden Schöpfungen angeregt hat und die Freude gar zu einem schönen Götterfunken hat werden lassen.
Wenn ich nun Ausschau halte nach einer Verbindung zwischen dem Karneval und
meinem medizinischen Fachgebiet, der Kinderheilkunde, so wäre es ein gewaltiger Irrtum, wollte jemand annehmen, diese Verbindung bestünde nur in dem gemeinsamen Buchstaben K am Anfang unserer Namen, nein, ich stelle fest, wir sind eng verwandte Disziplinen, wir verwenden nämlich ein gemeinsames Medikament der Menschheit, eben das vorher genannte Elixier des Humors und der Fröhlichkeit!
Der Mensch braucht ohne Zweifel zum Leben und zum Gedeihen ein erhebliches Quantum an Frohsinn und Freude. Das gilt schon für den Säugling in der Wiege, dessen Grundeinstellung von Natur aus froh und heiter ist. Karneval und Kinder- heilkunde betrachten es – so glaube ich – als gemeinsame Aufgabe, diese fröhliche Grundstimmung dem Kinde nicht nur zu erhalten – das sind wir -, sondern sie in den oft so grauen Alltag jenseits der Kindertage hinauszutragen, zu festigen und zu vermehren. Und das sind Sie!
Wie Sie wissen, ist die Medizin schon lange in der Lage, gegen so manche bösen Krankheitskeime durch wirksame Impfungen Abwehrstoffe zu schaffen. Nun sind wir neuerdings dabei, mit ganz ähnlichen Methoden, den Bazillus des Griesgrams, der Traurigkeit und des Verdrusses, den bekannten Bazillus antihumoricus, so unwirksam zu machen, dass sich der angestammte Frohsinn ungehemmt bis ins hohe Alter erhalten kann. Dabei haben wir bewusst von einer schmerzhaften Impfmethode abgesehen und uns der modernen Schluckimpfung zugewandt. Dies ist nicht nur die angenehmste Art des Eingriffs, wir haben uns auch bemüht, die Impfstoff-Ampullen schon von außen vertrauenserweckend und freundlich-stimmend zu gestalten. Übrigens muss der Impfstoff auch immer kühl gelagert sein.
Um Ihnen diese neue Methode auch praktisch vorzuführen, wollen wir nun den hochwohllöblichen Elferrat dieser also nicht unangenehmen Schluckimpfung unterziehen, wobei wir hoffen wollen, dass sich die gute Wirkung noch im Laufe diese Abends zeigen wird. „
